11.11.2011

Poliezei, or Joey is a Starr


Da spricht man in einem Moment noch vom Rapper im Film und im nächsten sieht man schon das bisher beste Beispiel dafür in 2011. Das französiche Sozialdrama Poliezei (OT: Polisse) stellt eine Einheit der Pariser Jugendschutzpolizei in dem Mittelpunkt der Handlung und beleuchtet davon ausgehend den Zustand des Landes, der Moral und der Jugend.
Im Stile eines Episodenfilms in der Nachfolge von Robert Altmans Shortcuts versucht die Regisseurin Maïwenn die Menschen hinter der Polizeiarbeit sichtbar werden zu lassen und stellt die Lebens- und Leidenswege der einzelnen Figuren kaleidoskopartig vor. Diese kreisen um die psychisch belastende Arbeit im Zusammmenhang mit Kindesmissbrauch und dem oftmals problematischen Privatleben, welches diese nach sich zieht. Darüber vergisst der Film jedoch nie die positiven Seiten zu betonen, etwa die Gemeinschaft der Kollegen.

Besonders unterhaltsam in der im Trailer angedeuteten Tanzszene: Der Einheit ist es nach einer nervenaufreibenden Suche gelungen, ein von der drogensüchtigen Mutter entführtes Baby zu retten. Die Feier im Anschluss daran wirkt im Kontrast wie einem Bollywoodfilm entsprungen und sorgt für emotionale Entlastung beim Zuschauer. Die eigentliche Sensation ist aber Ex-NTMler JoeyStarr als engagierter Polizist (ja, das hat er sicherlich auch mal anders gesehen...) und expressiver Tänzer. Ist es zunächst etwas befremdlich den Hardcore MC mit Schutzweste im Polizeiwagen zu sehen, so gewinnt die Figur über den Film hiweg zunehmend an Glaubwürdigkeit. JoeyStarrs Fred ist überzeugter Kämpfer für die Rechte von schutzlosen Kindern, der aufgrund seines ausgeprägten Gerechtigkeitssinn immer wieder an der Realiät zu zerbrechen droht, aber den Kampf dennoch nie aufgibt.

Einziges Manko ist der eher überflüssige Handlungsstrang um eine von der Regisseurin verkörperte Fotografin, die über den Polizeialltag berichten soll, und vielleicht noch die deutsche Synchro. Ansonsten überzeugt der Film, welcher den Jurypreis 2011 in Cannes erhalten hat, mit einer ungewöhnlichen Herangehensweise an ein unbequemes Thema, realistischer Härte und einem guten Ensemble.

1 Kommentar:

manuel hat gesagt…

Yeah, Paris sous les bombes! guter scheiß.
Mein großes Polizeistory-Erlebnis war der Nordlicht Krimi gestern, bei dem in jeder zweiten Szene ein Moa-Piece durchs Bild gerollt ist.