Am zweiten Weihnachtsfeiertag war es wieder soweit, wir Händler haben uns getroffen, um uns mal mehr mal weniger aufmerksam unsere persönliche Top 15 aus dem Jahr 2014 vorzustellen. Anbei findet ihr meine persönliche Auswahl an Tracks und Alben, die mich über das Jahr berührt, belustigt, gepusht und begleitet haben – viel Spaß dabei.
1. Liam Bailey – Battle Hymn of Central London
Schon letztes Jahr hat es Liam Bailey zusammen mit Shy FX in meine Top 15 geschafft und dieses Jahr hat er meiner Meinung nach einen perfekten Song abgeliefert. Zudem ist auch das zugehörige Album »Definitely Now« mehr als nur gelungen und auf dem Villain Remix wird der von mir sehr geschätzte A$AP Ferg gefeatured. Achja, das Ganze produziert hat dann natürlich noch Salaam Remi und entdeckt wurde er damals von Amy Winehouse, sollte man also auschecken.
2. Haftbefehl – Russisch Roulette (LP)
Mit »Russisch Roulette« hat Haftbefehl meiner Meinung nach das musikalische Pendant zu »La Haine« von Kassovitz geschaffen. Ein Album welches sich zwischen Haudraufmucke und Storytelling zu einem harmonischen Ganzen fügt. Aus diesen beiden Polen entsteht eine faszinierende Welt voller Rohheit und Gewalt, die bereits bei der Videoauskopplung zu Lass die Affen aus 'm Zoo für gesellschaftlische Diskussionen gesorgt hat. Für mich ist »Russisch Roulette« das bisher beste deutsche Gangsterrap-Album.
3. Black Milk – G ft. Guilty Simpson
Black Milk hat mir dieses jahr sehr viel Freude bereitet; nicht nur sein letztes Album »If there's a Hell below«, das extrem gut ausproduziert ist, auch sein Auftritt auf dem Hip Hop Kemp und die hier aufgeführte Single einer seiner diesjährigen Ep's mit dem Detroiter Lieblingsspitter No.1 haben es in sich. Für alles was von ihm kommt gilt nach wie vor, dass es überdurchschnittliche Produktionen und abwechslungsreiche Musik auf höchstem Niveau zu entdecken gibt, also auf zum nächsten Jahr mit hoffentlich zahlreichen Milk Joints!
4. Gil Scott-Heron – Nothing New (LP)
Was die Einzigartigkeit dieses Releases im Vergleich zu all den anderen Gil Scott-Heron Alben ausmacht ist der schlichte Minimalismus, der sich durch alle Aufnahmen zieht. Alle auf »Nothing New« befindlichen Stücke sind dem 14 Alben umfassenden Backkatalog entnommen und nur am Piano eingespielt, auf das wesentliche reduziert. Aus diesem Purismus entstehen zum Teil leicht veränderte Harmoniefolgen im Vergleich zu den Originalen, diese feinen Nuancierungen münden in eindringlichen musikalischen Werken.
5. Run the Jewels – Run the Jewels 2 (LP)
Run the Jewels waren dieses Jahr omnipräsent, befeuert von Adult Swim haben Killer Mike und El-P die Medien in Amerika bespielt wie noch nie zuvor. Das Gute daran ist, dass Killer Mike und El-P noch die selbe Attitude haben und großartige Musik machen. In den Medien wurden zudem messerscharfe politische Statements mit dem nötigen Maß an Vernunft vorgetragen.
Im Nachhinein hätte das letztjährige Album der beiden sicherlich auch ein Platz in meiner Bestenliste verdient gehabt. Um diesem Misstand Rechnung zu tragen, möchte ich an dieser Stelle den BSBD Remix zu 36" Chain einbringen und feiern — Weiter so!
6. Ratking – Canal
Ratking haben mich mit der unfassbaren rough- und realness von Canal schlichtweg weggehauen und auch ihr erstes Album steht der Single in nichts nach. Zudem gab es noch n fresh'n Gastauftritte von Wiki dieses jahr und eine zweite Single mit dem englischen Barden King Krule und natürlich war alles oberdope.
7. Flying Lotus – You're dead (LP)
Flying Lotus hat mit »You're dead« das meiner Meinung nach erste Jazzalbum eines Hip Hop Künstlers veröffentlicht. Alles an diesem Album ist groß die Produktion, die Gästeliste, die Gestaltung, die Videos und alle Elemente werden dazu verwendet ein grandioses Gesamtwerk zu erschaffen. Herbie Hancock hat während des Entstehungsprozesses FlyLo sogar mit Miles Davis in Verbindung gebracht, also wenn das mal kein Grund ist das Ding auszuchecken.
8. Schoolboy Q – Man of the year
Mit »Oxymoron« hat Schoolboy Q gleich zu Beginn des Jahres ein waschechtes Brett abgeliefert. Hierauf war nicht nur wavy Liedgut, sondern auch beinharte Geschichten über Familie und Freunde aus der Vergangenheit. Der beste Track auf der Platte ist und bleibt jedoch die ekstatische Protzhymne Man of the year.
9. Shabazz Palaces – Lese Majesty (LP)
Hatte das letzte Album von Shabazz Palaces noch einen starken Fokus auf den Inhalten von Ishmael Butler, geht es im aktuellen Werk mehr um die musikalische Symbiose zwischen den Beats von Tendai Maraire und den Textfragmenten Ishmaels. Das letzte Album war mir persönlich etwas näher, aber auch auf »Lese Majesty« erfinden die beiden das Raprad mal wieder neu.
10. Young Fathers – Dead (LP)
Young Fathers ist ein liberianisch-nigerianisch-schottisches Trio das sich gefunden hat, um (mittlerweile über Big Dada) großartige Musik zu produzieren. Meine persönlichen Anspieltipps ihres apokaliyptischen Pop-Rap-Albums sind die Single Low und der etwas düster dahin rollende Partytrack Get up.
11. Mick Jenkins – The Water(s) (Digital Release)
Bei »The Water(s)« zu sagen es wär nur 'n Mixtape, weil es nur digital veröffentlicht wurde, wäre sicherlich zu kurz gegriffen. Hierfür ist das Konzept viel zu stringent und schlichtweg die Qualität des Ganzen viel zu hoch. Mick Jenkins flowt jedenfalls eindrucksvoll über Albumlänge und jeder der das Ganze noch nicht ausgecheckt hat, sollte dies schnellstens nachholen.
12. Cody Chestnutt – Chips down (in no landfill)
Cody Chestnutt hat mir eines der besten Konzerte in '14 beschert und das schlicht und ergreifend durch seine Herzlichkeit, falls er also mal in eurer Nähe vorbeischaut, geht in jedemfall hin! Mit seinem Album aus dem letzten Jahr hat er sich zudem eindrucksvoll zurückgemeldet, mein persönliches Highlight daraus ist der Track Chips down und weil er so ein netter Dude ist, hat er das Ding dieses Jahr als erweiterte Version ins Netz gestellt.
13. Curse – Uns (LP)
Mit Curse tut man sich manchmal schwer, irgendwelche komischen Songs mit Silbermond und die Predigten die man eigentlich nicht braucht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite aber auch diese schonungslose Ehrlichkeit und präzise Wortwahl, die durch Mark und Bein geht. Ich für mein Teil hab eine Vergangenheit in der Curse mich geprägt hat und weswegen ich ihn zeitweise auch massiv abgelehnt hab. Mit der Einfachheit der Texte auf »Uns« schafft er es aber wieder mich zu kriegen, lediglich die musikalische Untermalung ist mir hier und da ein bisschen zu pathetisch.
14. Fantasma – Sefty belt ft. Josiahwise Is the Serpentwithfeet
Mit »Sefty belt« hat die südafrikainsche Supergroup Fantasma ein garndiosen Hit geschaffen, der einem schonmal den Tag versüßen kann. Veröffentlicht wurde die zugehörige EP auf Soundway und kann gecheckt werden.
15. Migos – Fight night
Wenn du mal wieder dein Arsch hochkriegen musst oder irgendeine stupide Arbeit vor dir liegt oder du schlichtweg einfach alles kaputt feiern willst, dann solltest du Migos pumpen. Ihr für mich bester Track aus dem letzten Jahr ist Fight night, also Round One – Fight!
Honorable mention:
D'Angelo – Black Messiah (LP)
Freddie Gibbs & Madlib – Piñata (LP)
Betty Ford Boys – Retox (LP)