Angesichts der Lage in Nordafrika hier ein Filmtip der die Ereignisse aus 2009 im Iran in den Blick nimmt.
Ausgehend von Blogeinträgen und Twittermeldungen, welche die Zensur passieren konnten, sowie unterstützt durch mittlerweile im Exil lebende Aktivisten bietet Ali Samadi Ahadis Film The Green Wave einen neuen Zugang zum Thema. Obwohl der Film immer wieder auf Internetnetvideos und Socialnetwork-Einträge zurückgreift, sind es doch die zahlreichen animierten Elemente die The Green Wave auszeichnen. Die Videos und Interviews dienen natürlich einer gewissen Authentifizierung des Gezeigten und vermitteln einen Eindruck der Ereignisse und Protagonisten, nichtsdestotrotz wird schon von Beginn an klar, dass dem Film eine komplexere Repräsentationsstrategie zu Grunde liegt.
Der Opening Shot zeigt eine Panoramaeinstellung von Teheran. Die Stadt ist klar erkennbar und doch verfremdet: es handelt sich um eine gezeichnete, comichafte Version der Stadt, umrahmt vom Elburs-Gebirge. Auf diese Weise wird schon eingangs die Deutungshoheit der vermeidlich realistischen Dokumente durchbrochen. Die Animation führt in den Film ein und mit ihr ist es möglich, Geschehnisse darzustellen, von welchen keine Bildmedien existieren, dass diese lügen können, wird etwa durch die Integration von Aufnahmen des iranischen Staatsfernsehens deutlich. Mittels verschiedener Animationsverfahren, hauptsächlich Zeichnungen, klassischem Zeichentrick und motion comics, werden in bemerkenswerter Drastik v.a. die Ereignisse nach der gefälschten Wahl thematisiert: Der Terror der staatstreuen Milizen, die Ermordung von Demonstranten und die überbordende Gewalt an Oppositionellen in den Gefängnissen. Durch die Überblendung von Bildmaterialien und Animation erreicht der Film eine eindrucksvolle Tiefe und ermöglicht einen neuen Blick auf die Reformbewegung im Iran.
Visit & Watch:
http://www.thegreenwave-film.com/
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